Lyrikgedächtnisweg Hilde Domin

1. Tafel: Lebensdaten

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Hildegard Löwenstein wurde 1909 in Köln geboren. Ihr Vater war ein engagierter Jurist jüdischer Herkunft. Er gilt als „assimilierter Jude“. Hilde Domin erzählt in ihren Kindheitserinnerungen gerne, dass sie mit ihm über seine Fälle diskutierte. Nach dem Abitur schlug sie die Richtung auf das Jura-Studium ein, erweiterte es aber um die Fächer Soziologie, Politik und Philosophie. Sie studierte zuerst in Köln, dann in Heidelberg. Sie promovierte schließlich in Italien.

 

1932 wurde zum Schicksalsjahr im Leben von Hilde Löwenstein. Sie lernte den Studenten der Archäologie Erwin Walter Palm kennen, ihren späteren Ehemann. Sie hörte Hitler eine seiner Brandreden gegen die Feinde Deutschlands, die Juden und die Kommunisten, halten und beschloss umgehend, zusammen mit ihrem Freund Erwin Walter Palm, der auch Jude war, Deutschland zu verlassen.

1935 promovierte sie in Rom und Florenz über einen Vorläufer von Macchiavelli.

1936 heiratete sie  Walter Erwin Palm, der im Jahr 1988 gestorben ist.

1937 floh das Ehepaar Palm erneut, dieses Mal aus dem Italien Mussolinis, der damit begann, wie Hitler gegen die Juden vorzugehen.

1938 fanden die Palms Aufnahme in der Dominikanischen Republik. Sie verdankten diesen Gnadenakt des Diktators Trujillo der Tatsache, dass er eine Universität aufbaute und Personal suchte. Erwin Walter Palm fand eine Anstellung als Professor für Archäologie.

Hilde Palm begnügte sich nicht damit, Hausfrau zu sein und die Sekretärin ihres Mannes abzugeben. Sie gab Deutschkurse und übersetzte spanischsprachige Lyrik ins Deutsche. Damit begannen die Lehrjahre ihres Dichtertums. Sie wusste damals aber noch nicht, dass sie einst als Dichterin hervortreten würde.

 

1951 starb die Mutter in New York. Hilde war sehr unglücklich, dass sie nicht hinfahren konnte. Die Auseinandersetzungen mit dem Tod der Mutter und mit Erwin ließen sie zu dem Entschluss kommen, Lyrik zu schreiben. Sie führte fortan ein eigenständiges Leben an der Seite ihres Mannes.

 

1954 kehrte das Ehepaar Palm nach Deutschland zurück. Aber erst 1959 wurde die Rückkehr definitiv, als Erwin Walter Palm einen Ruf als Professor nach Heidelberg erhielt. Es war Wolfgang Weyrauch, der Hilde Domin die Idee gab, sich den Künstlernamen „Domin“ nach der Insel ihres Exils zuzulegen.

 

Die Palms brachten ihre Übertragungen aus der spanischen Lyrik mit. Sie wurden 1959 als „Rose in Asche“ veröffentlicht.

Hilde Domin hielt bis kurz vor ihrem Tod im Alter von 97 Jahren zahlreiche Lesungen, auch in Schulen und Gefängnissen, ab. Ihr authentisches dichterisches Wort hat vielen Menschen auf die Spur geholfen.

 

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2. Tafel: Das Mut-Zitat

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Hilde Domin, Der dreifache Mut

„ Kein Satz, kein wirklicher und wesentlicher Satz kann geschrieben werden, ohne dass das ganze Pathos und das ganze Leid einer Persönlichkeit dahinter steht.“

Gottfried Benn in einem Brief 1949. Zitiert von Hilde Domin in „Wozu Lyrik heute?“ S.30


„Es kann gar nicht genug gesagt werden, dass Kunst von Mut lebt. Am meisten aber die Dichtung, die sich nicht „herausreden“ kann, sondern „hereinreden“ muss. Sie ist geradezu eine Erziehung zum Mut, verdirbt ohne sie, er ist so wichtig wie das handwerkliche Können. Der Mut, den der Lyriker braucht, ist dreierlei Mut, mindestens: der Mut zum Sagen (der der Mut ist, er selbst zu sein, siehe das Zitat von Gottfried Benn), der Mut zum Benennen (der der Mut ist, nichts falsch zu benennen und nichts umzulügen), der Mut zum Rufen (der der Mut ist, an die Anrufbarkeit des andern zu glauben). Durch das Nadelöhr seines Ichs muss er hindurch ins Allgemeine: in die punktuelle, die paradoxe Wahrheit der unwiederholbaren einmaligen und zugleich doch beispielhaften Erfahrung, in die „wirkliche Wirklichkeit“.

Hilde Domin in „Wozu Lyrik heute?“ S.30

 

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