Leben und Werk auf einen Blick

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Gliederung:

1. Das frühe Werk

2. Der mittlere Hesse und die Lebenskrise

3. Das Spätwerk des Meisters

4. Fazit, Anmerkungen

 

1. Das frühe Werk

Als junger Mann studierte Hesse die ästhetischen Konventionen der Klassik und Romantik. Er hat an keiner Universität studiert, sondern sich im Eigenstudium erarbeitet, was ihm als literarischer Wertekanon bekannt war. Von Wilhelm Raabe, den er aufgesucht und darüber berichtet hat, bis zu Goethe ging er so ziemlich alles durch, was die Literatur und Philosophie des 18. und 19. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Besonders die Erzählkunst Gottfried Kellers hatte es ihm angetan. Viele seiner frühen Erzählungen gehen auf Kellers Novellen zurück. Das Eigenstudium lief als Nachtbeschäftigung neben der Arbeit als Buchhandelslehrling in Tübingen her. Hesses Bude war voll von Fotos der Großen der Literatur und Philosophie, die er studierte. Von allen Autoren, die Hesse mit wahrem Heißhunger studierte, blieben Goethe, Hölderlin, Novalis, später Nietzsche und Dostojewski als bleibende Errungenschaften.

Hesse übernahm die Konventionen seiner Vorgänger und brachte es darin zu einer frühen Meisterschaft. Mit "Konventionen" ist z.B. gemeint, wie man ein Gedicht in der Folge der Romantik schreibt. Hesse orientierte sich an der romantischen Poesie von Eichendorf und Mörike. Oder wie man eine Erzählung zu schreiben hat. Hesse folgte dem Muster der Novelle. Mit "Peter Camenzind" (1904) wurde Hesse berühmt. Nun konnte er heiraten, Kinder zeugen und groß ziehen, sich einen Hausstand leisten, einen Garten anlegen und Reisen unternehmen. 

Hesse schloss diese erste große Phase seines Werdeganges mit dem Maler-Roman "Rosshalde" (1915) ab. In diesem wie auch in den früheren Romanen finden sich aber bereits Hinweise auf die spätere Krise. Der Maler Veraguth lebt in Trennung von seiner Frau und von seinem Sohn Pierre. Er ist tief unglücklich und vermag sein Leiden nur im Malen zu vergessen. Auch die Gedichte Hesses lassen bereits um 1901 den aufmerksamen Beobachter die typische Steppenwolf-Stimmung von Versagen und Lebenszweifeln erkennen. "Im Nebel" (1902) könnte auch ein Gedicht von Harry Haller genannt werden.

Auch im "Siddhartha" kann man die Andeutung von Krisen erkennen, wenn man dies möchte. Siddharthas Ekel vor dem langweilen Leben der "Kindermenschen" gibt ebenso deutliche Hinweise wie die Sehnsucht nach dem Selbstmord. Siddhartha will sich im Fluss ertränken, als das OM seiner Kindheit aus ihm aufsteigt und ihn rettet.

 

>> 2. Der mittlere Hesse und die Lebenskrise