"Paris, Rainer Maria Rilke und ich" - Die zweite Aufnahme

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Nun sitze ich im Flieger und die Düsenmotoren brummen. Der Flug geht nach Westen. Ich schwebe in die untergehende Sonne. Ich war sehr gespannt, was für Gefühle der Flug hochbringen würde und ich war auch gespannt, wie sich das Schreiben während des Fluges anfühlen würde.
Jetzt plötzlich wird der Blick nach unten frei, der bisher nur aus Nebelschwaden bestand. Unter mir erstrecken sich, so weit der Blick reicht, Wolkenbänke, die aussehen wie Wattebäusche oder wie eine alpine Schneelandschaft. Wir fliegen auf 9.000 Metern Höhe und befinden uns schon über Stuttgart. Ich wüsste gerne die Geschwindigkeit unseres Fliegers. Ich frage die Stewardess. Sie geht nach vorn zum Kapitän. Es dauert eine ganze Weile bis sie mit der Antwort zurückkommt: 800 Stundenkilometer! 
Anfangs stieg das Flugzeug nach oben, da war das Fliegen nicht so angenehm. Ein ziehendes Gefühl nach unten war die Folge. Als sich die Fluglage stabilisiert hatte, war es so ähnlich, wie im Zug zu sitzen. Nur der Blick auf die Wolken und das Sausen des Windes sind anders.
Inzwischen haben die Wattebäusche unter mir Löcher bekommen. Man sieht tief unten die Schlangenlinie der Straßen und die bunt gewürfelten Felder mit Häuseransammlungen liegen. Wenn der Flieger die Richtung verändert, nimmt er den ganzen Raum mit, in dem wir Passagiere sitzen.
Von Turbulenzen war bisher nur wenig zu spüren. Der Flug Nürnberg - Paris dauert 75 Minuten! Was ihn länger werden lässt, ist das Drumherum. Damit zusammen dauert er etwa 100 Minuten, nicht eingerechnet die Anfahrtswege vom Flieger zur Gepäckübergabe und zu den Anschlusszügen. Ich schließe den Laptop und gehe aufs Klo. Auf Wiedersehen in Paris.

 

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