O Orpheus singt!

Geschrieben von: Administrator Montag, den 03. Mai 2010 um 10:56 Uhr

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Rainer Maria Rilke, Sonette an Orpheus

Dr. Jim Franklin - Shakuhatchi 
Dr. Johannes Heiner - Vortrag
Konzert im "Muskat", Erlangen, 16. Mai 2006 


Kurzinformation

Die japanische Bambusflöte geht auf einfühlsame Weise in die Rilke-Texte hinein und weitet den Bedeutungsraum des dichterischen Wortes. Aber auch die Sprechstimme trägt dazu bei, die urjapanischen Klängen der Shakuhatchi mit der europäischer Poesie zu befreunden. 
Es entsteht ein spannungsvolles interkulturelles Miteinander von gesprochenen Wort und orphischen Klängen. Der Abend bietet vor allem musikalisch einen neuen Zugang zu den "Sonetten an Orpheus". 


Der Bericht

Es war ein Wagnis, aber es scheint geglückt, wenn man die Rückmeldungen der Teilnehmer einbezieht. Wer wegen der japanischen Bambusflöte gekommen war, konnte neue Kompositionen von Jim Franklin hören; wer wegen Rilke gekommen war, konnte eine Auswahl rund um den Gott Orpheus und die Verzauberungskraft der Poesie hören.
In Zukunft wird man kommen, weil man verstanden hat, daß beide Künste sich wechselseitig verstärken, wenn sie sich auf kluge Weise verschränken.

Worin bestand es, das Wagnis?
Lesungen werden in der Regel in der Weise abgehalten, daß die musikalische Einlagen Entspannung und Wechsel bringen sollen. Wir wollten eine Verschränkung. Die Flöte sollte den von der vortragenden Stimme geschaffenen inneren Raum erweitern und die Stimme sollte in der Sprache den von der Flöte vorgegebenen Ton halten und gedanklich und mit Bildern vertiefen. Das Eröffnungssonett "Da stieg ein Baum..."wurde vom Sprecher in den Wald verlegt, in den man als Hörer mittels einer kurzen Fantasiereise hineinging. So wurde man zur Musik hingeführt, die wiederum zur Stimme hinführte. Der erste Teil schloß mit dem Frühlingssonett ab. Die Verse des Gedichts und die Klänge der Shakuhatchi ertönten im Wechsel und zur gleichen Zeit. Dazwischen gab es eine Musikpause, in der die Stimme die Texte von Rilke darbot. Mit dem "Stillen Freund der vielen Fernen" wurde das Konzert beendet. Auch hier traten die Flöte und die Stimme im Wechselspiel auf. Das altjapanische Stück "Koku" nahm die Bilder des Sonetts auf und führte sie in einen wunderbaren Ausklang.

Diese Produktion von Franklin / Heiner wird im Herbst 2006 in Bamberg ("Studio 13", Luitpoldstr. 40) wieder zu hören sein.