Rainer Maria Rilke: Das Stundenbuch

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Bericht von Werner Peter Gold

Im Poxdorfer Lesehaus eine Woche lang begleitet zu werden von Rilkes Stunden-Buch, das ist ein Erlebnis. Einerseits kommt man zur Ruhe, streift gleichsam das alltägliche Unruhekleid ab, andererseits führen Rilkes Gedanken einen in die eigene Tiefe, wie das in der Regel nur Träume schaffen.

Dass beides bei mir geschehen konnte und ich mich nach dieser Woche wie nach einer „geistigen Wellness-Kur“ fühlte, die am zweiten Nachmittag ja durchaus auch durch das Gehen eines Stückes Fränkischen Jakobweges ihre körperlich-sportliche Komponente mit beinhaltete, das hatte mehrere Gründe.

Ich staune, wie leicht es mir fällt, mich in das Zimmer des Poxdorfer Lesehauses zurückzuversetzen.

Die Holzscheite des Kaminfeuers knacken, leichter Rauchgeschmack ist zu ahnen, und schon fällt es uns, die wir um den ovalen Zimmertisch sitzen, leichter, in Rilkes Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende einzutauchen.

Wie schnell wir uns doch geöffnet haben. Gestern noch kannten wir uns nicht, wussten nicht einmal voneinander. Und jetzt sitzen wir beisammen und gehen so fürsorglich miteinander um, wie es gute vertraute Freunde tun.

Wie kann das sein?

Nun, erstens. Rilke schart Rilke-Freunde um sich.

Zweitens. Interessante Menschen finden meistens auch zueinander.

Und drittens. Es ist Johannes´(Dr. Johannes Heiner) naturgegebenes pädagogisches Geschick. Er ist ein anerkannter Rilke- (und Hesse-) Fachmann. Doch er doziert nicht, er lässt vielmehr uns Rilke entdecken, und er freut sich, wenn er selber etwas neu entdeckt, in anderem Lichte sieht. Und wir glauben ihm diese Wahrhaftigkeit.

Zum Schluss noch. Warum dieser Lobeshymnus?

Ich gönne jedem so eine Intensivwoche im Poxdorfer Lesehaus oder in Burgund oder wo auch immer Dr. Heiner so ein Seminar anbietet. Denn das ist ja nur der Beginn.

Bei mir z.B. gab es nach dieser Woche kein Halten mehr. Ich musste schreiben und schreiben …

Rilke zeichnet so einfache wunderbare Bilder und seine Worte werden unerreichbar bleiben.

Doch ich schreibe meine kleine Welt und male meine Bilder und schreibe …

Danke, Johannes.