1. Die Kulturen und Religionen als „Kugeln“

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Hermann Hesse hat Zeit seines Lebens, bildlich ausgedrückt, mit „vier Kugeln“ jongliert:

- die erste Kugel war das Christentum, genauer gesagt, das von ihm durch das Studium der Mystiker im Anschluss an Novalis neu entdecktem mystischen Christentum. Zu nennen sind hier Namen wie Jakob Böhme und Meister Eckhart; aber auch das Studium der pietistischen Vordenker Oetinger und Bengel hat ihn zur Zeit der Niederschrift des „Glasperlenspiels“ beschäftigt;

- die zweite Kugel war der indische Kulturkreis und dort besonders der Buddhismus;

- die dritte Kugel war der chinesische Kulturkreis und dort besonders die Lehre von Yin und Yang und vom Tao;

- die vierte Kugel war die japanische; die Kultur der Stille im Zen-Buddhismus hat ihn nachhaltig berührt.

Ich habe die Inhalte, mit denen Hesse sich in den jeweiligen Kulturkreisen beschäftigt hat, in mehreren Vorträgen dargestellt. In zeitlicher Abfolge gesehen, hat er Schwerpunkte gebildet. Nach der Abwendung vom Christentum seiner Eltern hat er sich zunächst dem indischen, und dann dem chinesischen Denken zugewandt. Die Beschäftigung mit Japan war ein Ergebnis der Wiederannäherung mit dem „japanischen Vetter“ nach dem Zweiten Weltkrieg. Zur Zeit des „Siddhartha“ waren es die Reden des Buddhas; zur Zeit des „Glasperlenspiels“ hat Hesse die alten Chinesen bevorzugt.