CD dreiklang
Übersicht
CD Dreiklang - eine gemeinschaftliche Produktion von Johannes Heiner, Gerhardt Staufenbiel und Winfried Lernet
Heureka-Verlag Poxdorf 2014
ISBN 978-3-98114221-8-4
Die lyrischen Texte von Johannes entstehen aus Erlebnissen in der Natur wie z. B. Wanderungen in der Fränkischen Schweiz. Sie erfassen das Nichtsichtbare der Natur und bringen es in Verbindung mit Prozessen im Innern des Betrachters. Die Naturbeschreibung, mit der die Texte einsteigen, wendet sich nach innen und spricht die Seele des von der Schönheit der Natur begeisterten Menschen an. Sie laden zum Entspannen und zur Ruhe ein.
Inhalt
1. Das Gefieder der Sprache
2. Erste Stunde
3. Gehen unter Bäumen
4. Erhebung
5. Lob des Baums
6. Lichtung
7. Am Bach
8. Nach meinem Tod
9. Zuhause
10. Heilig
© Aller Texte bei Johannes Heiner 2014
1. das gefieder der sprache
das gefieder der sprache
streicheln
kämmen
gegen den strich bürsten
wörter sind vögel
fliegen auf
in den blauen himmel der hoffnung
2. erste stunde
am frühen morgen
zur ersten stunde
einzelne stimmen erst
dann das jubilieren der vogelschar.
die natur
unberührt und sanft
frisch entlassen
aus dem schoß der nacht
regt sich.
geburtsschleier aus nebel
hängen an bäumen und büschen.
noch nicht sind die menschen unterwegs
nicht eilen sie zu ihren autos
und setzen sie mit getöse in gang.
nicht fällen sie bäume
mit dem brüllenden lärm
von motorsägen.
nicht reißen sie schon wieder
löcher in die erde
und bauen neue häuser.
frühe morgenstunde
heilige stille
erste regung
eines neuen tags.
alles ist da
ein paradies auf erden
solange die menschen
ruhen im schlaf.
3. gehen unter bäumen
unter den hohen bäumen gehen
langsamen schrittes.
die fußsohlen rollen am boden ab
der unruhige blick schweift umher
findet halt
an baumrinden gräsern moosen
ich gebe mir zeit
alle zeit der welt
nehme wahr
w i e alles ist.
aus der erde
wachsen baumstämme empor
stehen dicht an dicht
bilden ein dach aus blättern.
ich fühle mich beschützt
von mächtigen freunden.
ich setze mich auf die erde
lehne mich an einen baumstamm an
lausche in den wald hinein.
wie mächtig ertönt
die stimme eines waldvogels
wie atemberaubend
das hören der stille.
frieden zieht in mein herz ein.
ich atme meine spannungen aus
atme den frieden ein.
mein rücken richtet sich auf
meine sinne öffnen sich.
ich gehe unter bäumen
meine schritte federn
auf weichem waldboden.
das atmen wird leichter.
ich spüre den frieden
unter den bäumen im wald.
ich bin der friede
ich bin.
4. erhebung
erhebe dich mein geist
über die schweren dinge des lebens
sammle deine kraft
fasse den mut zum flug.
sieh die täler und seen
sie ziehen an dir vorbei.
selbst die berggipfel
geben dir freies geleit.
du schwebst auf deinen schwingen
lässt dich tragen vom wind.
sogar der sturm
zieht an dir vorbei.
er kann dir nichts anhaben.
sein geheul ist wie musik
in deinen himmlischen ohren.
5. lob des baums
ich bin wie ein baum
stark und gewaltig
mein sein beginnt
tief unter der erde
meine wurzeln saugen
lebenskraft aus dem erdreich
aufgerichtet
strebt die lebenskraft
als göttlicher geist zum licht
aus dem stamm
wachsen die äste hervor
greifen wie hände weit in den raum
aus den ästen
keimen die blätter hervor
zart sind sie und fein gezeichnet
ich bin wie ein baum
stark und gewaltig
nichts fehlt mir
das leben braucht mich
es kommt zu mir und will
dass ich baum für andere sei
ich bin bereit
dem leben zu dienen
ich bin wie ein baum
ich bin
6. lichtung
aus dem schatten des waldes
heraustreten
ins offene gehen
auf der lichtung verweilen
das licht spüren
wie es sich
in hellen fäden ergießt
die kräuter riechen
wie sie ihren duft
in schwaden ausbreiten
die gräser bestaunen
die halme, wie sie
sich im wind biegen
die bäume rauschen
von ewigkeit zu ewigkeit
mich einlassen
offen sein
von oben reißt der schrei
eines falken
mein herz auf
schmerz
sehnsucht
liebe
7. am bach
ich stehe auf einer brücke aus holz
ich schaue aufs wasser
die wellen blinken im einfallenden licht
der bach rauscht ein ewiges lied
doch das glucksen und murmeln der strömung
zieht mich hinweg
noch stehe ich auf der brücke
aber der sog wächst.
mein widerstand
plötzlich löst er sich auf
ich fließe fort und dahin
werde eins
mit der großen bewegung
des wassers
zurück auf dem wanderweg
lache ich fröhlich
die wegwarte an
singe ein halb vergessenes lied
8. nach meinem tod
nach meinem tod
werde ich mich
zu den bäumen im wald stellen
die gemeinschaft der seelen
in den baumkronen
empfängt mich
solange du lebst
kannst du sie nicht sehen
aber spüren kannst du sie
schon jetzt
in der stille des waldes
in der schönheit der farne
in den weichen moosen
die dich zum lagern einladen
endlich
darfst du zur ruhe kommen
solange du lebst
wirst du die sehnsucht spüren
der bäume im wald
nach dem lichten himmel
9. zuhause
im werden und vergehen
zuhause
in der weite des himmels
im spiel der wolken
im gewimmel der großstadt
im flusslauf der täler
in der weitsicht der berge
in der stille des herzens
geborgen für immer
im sein
10. heilig
heilig ist alles
was mein ich
bei weitem übersteigt
der bach
der wald
der himmel
das tal
die stille